„Gott, sei mir gnädig, denn Menschen stellen mir nach;
täglich bekämpfen und bedrängen sie mich.
Meine Feinde stellen mir täglich nach;
denn viele kämpfen gegen mich voll Hochmut.
Wenn ich mich fürchte, so hoffe ich auf dich.
Ich will Gottes Wort rühmen; auf Gott will ich hoffen und mich nicht
fürchten. Was können mir Menschen tun?
Zähle die Tage meiner Flucht, sammle meine Tränen in deinen Krug;
ohne Zweifel, du zählst sie.“
aus Psalm 56,2–4.9
Gott sind die Tränen seiner Kinder so wertvoll, dass er sie sammelt und eines Tages selbst abwischen will. In diesen Wochen wird sehr viel geweint. So viele weinen in der zerstörten Stadt Mariupol. Menschen weinen auf der Flucht. Frauen weinen beim Abschied von ihren Männern. Kinder weinen. Alte weinen. Tränen überall. Aber Gottes Wort tröstet seine Kinder bereits in dieser Zeit. Das bezeugen diejenigen, die in Trümmern Gottesdienste feiern.
Die Zustände in der Ukraine ändern sich von Stunde zu Stunde. Jede Gebetsinformation von uns ist eine Momentaufnahme. Aber die Informationen sollen uns helfen, konkret zu beten.
Alle Mitarbeiter danken bei jedem Gespräch mit ihnen ganz herzlich für alle Gebete und Unterstützung. Die Gebete in den Gemeinden in der Ukraine sind ehrlich und oft nur ein Hilferuf nach Gottes Eingreifen.
Auch nach einem Monat des schrecklichen Krieges rufen uns die Geschwister in der Ukraine weiter zur Fürbitte auf:
- Betet für Frieden in der ganzen Ukraine und dass ein Weg aus dem Krieg heraus gefunden wird.
- Betet für die momentan mehr als 10 Millionen (!) Flüchtlinge innerhalb der Ukraine. Die meisten bleiben zunächst im Land, weil sie keine Möglichkeit zum Reisen haben und viele zu schwach sind, sich auf lange Wege zu begeben.
- Betet für Frieden in den Herzen der Christen und dass keine Bitterkeit in ihnen aufsteigt.
- Betet für Bekehrungen unter den Menschen, die durch so schwere Zeiten geführt werden, und dass die Offenheit für das Wort Gottes bleibt.
- Betet um Ermutigung und Trost, besonders bei denen, die großes Leid erleben. Nur das Evangelium Gottes kann diesen Trost geben. Die meisten Familien auf der Flucht sind getrennt und leben in großen Zukunftsängsten.
Die äußere Situation hat sich seit Sonntag wieder dramatisch verschlechtert. Viele verzweifelte Menschen rennen zu Fuß aus der Stadt, mitten durch die Kämpfe, um ihr Leben zu retten.
Gestern, am Dienstagnachmittag, haben sich die Ereignisse noch einmal überschlagen. Alle unsere Mitarbeiter mit ihren Angehörigen und den alten Frauen aus dem Hospiz sind auf der Flucht aus der Stadt. Ob sie alle durchgekommen sind, wissen wir im Moment noch nicht. Sie planen mit Hilfe von Geschwistern von außerhalb in die Westukraine zu kommen. Am Dienstagabend sind sie in Manhusch angekommen, womit sie trotz vieler Stunden Fahrt gerade mal die ersten 10km (von über 1100km in die Westukraine!) geschafft haben. Dieses Gebiet ist von russischen Soldaten besetzt und es gibt viele Hürden auf dem weiteren Fluchtweg. Die Strapazen der letzten Wochen haben alle Kräfte geraubt und es ist ein wichtiges Gebetsanliegen, dass sie alle zusammenbleiben können und auf den gefährlichen Fluchtwegen durchkommen. Da diese Nachrichten keine statistischen Meldungen sind, möchten wir einige konkrete Namen nennen.
Zu den Flüchtenden gehören als Verantwortliche Sascha und Beata Kirsanow und Lena Puschkarjova. Dazu kommen die Mitarbeiterinnen Natalja und Tanja aus dem Hospiz mit den Bewohnerinnen. Oleg ist zusammen mit seiner Familie auf einem anderen Weg unterwegs. Sobald sie in von der Ukraine kontrolliertes Gebiet gelangen, wollen ihnen Geschwister entgegenkommen, um zu helfen.
Auch alle armen „Zigeuner“ (Roma), die über viele Jahre in unserem Dienst betreut wurden, sind am Montag und Dienstag zu Fuß aus der Stadt gerannt. Sie haben sich außerhalb gesammelt und wollen jetzt zusammen auf die Krim flüchten, weil sie dort Verwandte haben. Betet, dass sie als Sippen zusammenbleiben können und Aufnahme finden.
Evgenij Kaschawal (Schenja), der Leiter unserer Arbeit in Mariupol, versuchte wieder mit zwei weiteren Mitarbeitern einer Sondergenehmigung zu erhalten, um einen neuen humanitären Transport aus dem Erzgebirge/Vogtland in die Ostukraine zu organisieren. Der erste Transport in der vergangenen Woche ging in die Nähe von Mariupol, wo Geschwister flüchtenden Menschen helfen. Er selbst hat keine Genehmigung bekommen, doch zwei andere konnten mit zwei Bussen fahren und Sachen in die Ukraine bringen.
Bitte betet für diese gefährlichen Fahrten und dass die dringend benötige Hilfe ankommt. Betet für den Dienst von Vitalij, dessen Auto bei diesen Einsätzen mehrfach beschossen wurde. Bisher haben die Helfer überlebt.